Wir laufen ja so gerne am Rennsteig durch das Land
Am Samstag, den 17. Juni war es wieder soweit – der 23. Rennsteig-Staffellauf stand auf dem Programm. Das bedeutet in Kurzform: 200 Staffeln laufen in 10 Etappen über den kompletten Rennsteig, insgesamt 170 Kilometer von Hörschel bei Eisenach bis nach Blankenstein. Traditionell wird die Staffel im Juni rund um die Sommersonnenwende ausgetragen – eine bewusste Entscheidung, denn trotz Start um 5 Uhr morgens kann es für einige Teams knapp werden, das Ziel noch bei Tageslicht zu erreichen.
Auch die Logistik ist mindestens genauso Teil des Wettkampfs wie das Laufen selbst. In der für landschaftliche Schönheit, aber weniger für gute Verkehrsanbindung berühmten Rennsteig-Region kann die An- und Abfahrt von den Wechselzonen zur Herausforderung, oder manchmal sogar zum eigentlichen Rennen werden.
Unsere Abteilung wurde durch TG-Jana mit einem Mix-Team vertreten und startete 5 Uhr morgens. Das Team von TG-Roberto bestand aus 2 Frauen und 8 Männern, womit es als Männerteam gewertet wurde und um 6 Uhr, eine Stunde nach den Frauen- und Mixed-Teams, auf die Strecke gehen sollten.
Die erste Etappe ab Hörschel übernahmen David und Bettina, welche beide einen Monat zuvor schon den Marathon-Klassiker auf dem Rennsteig bewältigt hatten. Traditionsgemäß fischten sie noch vor dem Start einen handlichen Stein aus der Werra, der nach dem Zieleinlauf in Blankenstein in die Selbitz geworfen werden sollte. In diesem Jahr war das Teilnehmerfeld besonders hochkarätig besetzt, unter anderem mit gleich zwei Teams des DSV-Biathlon-Kaders. Dennoch mussten wir uns nicht verstecken und peilten eine Top-Ten-Platzierung an. Die erste Etappe führte über die ersten 14 Rennsteig-Kilometer bis zum Parkplatz „Hohe Sonne“, was bei über 200 Metern Höhenunterschied zur Startlinie durchaus wörtlich zu nehmen war. Hier erfolgte die Übergabe des Transponders zur Zeitnahme und den sicher verpackten Stein an Jörg und Sindy, die die zweite Etappe in Angriff nahmen. Diese führte über mehr als 500 (!) Höhenmeter über den Gipfel des großen Inselsbergs, mit 916 Metern der zweithöchste Gipfel auf der Strecke. Im Männerteam übernahm Tanja, die in starkem Tempo (schneller als die führende Frauenstaffel) zum nächsten Wechselpunkt am Rennsteighaus „Neue Ausspanne“ lief (ein passender Wechselpunkt, denn hier wurden früher erschöpfte Kutschpferde gegen neue ausgetauscht). Für das Mix-Team lief Jana in gewohnt sehr zügigem Tempo. Sie übergab an an Vu, welcher zum bekanntesten Rennsteig-Ort nach Oberhof, Austragungsort von zahlreichen Weltcups im Biathlon, Rodeln, Bob und Skispringen, lief. Für das Männerteam übernahm Christoph, der schon mal auf dem Siegerpodest beim Rennsteig-Supermarathon stand und nach einem Ausfall kurzfristig bereit war in unserem Team einzuspringen (vielen Dank dafür!).
Ab Oberhof lief Coach Roberto, der sich als gebürtiger Thüringer und Finisher beim diesjährigen Supermarathon am Rennsteig bestens auskennt. Seine Etappe führte über den Großen Beerberg, mit 983 Metern der höchste Gipfel des Rennsteigs, bis nach Allzunah. Im Mix-Team durfte Guillermo, unser Gast aus Spanien, diese Etappe unter die Füße nehmen und den Rennsteig kennenlernen. Juri war beim Warten auf Roberto für seinen Start in Allzunah wohl etwas langweilig geworden, er legte auf seiner mit vielen steilen Anstiegen gespickten Etappe nach Masserberg ein halsbrecherisches Tempo vor und ließ Max vor dem Wechsel gerade noch genug Zeit zum Einlaufen. Insgesamt lief Juri auf seiner Etappe die viertschnellste Laufzeit des Tages (!) und wir hoffen, dass er nächstes Jahr nicht von den DSV-Biathleten abgeworben wird. Auf dieser Etappe überholte er Holger, einen der erfahrensten Staffel-Läufern unseres Mix-Teams.
Die siebte Etappe von Masserberg nach Neuhaus hatte die steilsten prozentualen Anstiege der gesamten Strecke zu bieten, teilweise ging es über mehrere Kilometer bis zu 15% steil nach oben. Max kämpfte sich über technisch anspruchsvolles Gelände stark durch und übergab in Neuhaus den Transponder und den mittlerweile gut gewässerten Stein an Johanna, die ebenfalls kurzfristig eingesprungen und dafür extra per Regio und Dorf-Bus aus Potsdam angereist war (Danke!). Für das Mix Team nahmen zunächst Thomas Voigt und dann Christin Jäger die Verfolgung auf. Sie legte ein flottes Tempo hin und lief auf der 8. Etappe die viertbeste Zeit in der Kategoriewertung.
Diese Etappe schlängelte sich durch über viele Abzweigungen durch Wald- und Feldwege, was die Orientierung für viele Läufer und Begleit-Fahrräder schwierig machte. Auch Johanna erwischte anfänglich eine falsche Biegung, machte das aber durch ein sehr starkes Lauftempo wieder wett und übergab am alten Zollhaus Schildwiese an Thomas, dessen neunte Etappe hauptsächlich durch Bayern führte. Das gibt eine Idee der zurückgelegten Strecke. mit dem Auto würde man von Eisenach bis an die Bayerische Grenze trotz Autobahn knapp zwei Stunden brauchen. Inzwischen war es früher Nachmittag und die Temperaturen stiegen in der Sonne leicht über die Komfortzone. Besonders die neunte Etappe hatte viele offene und damit sonnige Passagen auf einem asphaltierten Radweg, was Thomas auf dem Weg zum letzten Wechsel aber nicht von einer sehr starken Zeit abhielt. Für das Mix-Team war hier Jürgen Krause unterwegs. Die Leiterin der letzten Wechselzone ließ es sich nicht nehmen, jeden Neuankömmling per Megafon samt Team-Name und Startnummer zu begrüßen, die ihr zuvor von einem Informanten über Funk mitgeteilt wurde. Das war auch sehr entspannt möglich, denn inzwischen hatte sich das Feld weit auseinandergezogen und es kam nur noch alle paar Minuten eine Staffel vorbei.
In Brennersgrün übergab Thomas für die Schlussetappe an Tim. Auch diese Etappe beinhaltete einen Ausflug in den bayerischen Frankenwald und führte anschließend über mehrere steile Bergab-Passagen ins Tal nach Blankenstein, wo das Team zur besten Abendessens-Zeit für den gemeinsamen Einlauf an der Ziellinie wartete. Transponder und Stein hatten die 170 Kilometer lange Reise unbeschadet überstanden, sodass der Tradition nachkommend der Stein feierlich in die Selbitz geworfen werden konnte. Es folgte auch unsere Mix-Team, dass gemeinsam mit Schlussläuferin Kerstin Schumann gemeinsam ins Ziel in Blankenstein einlaufen konnte.
Am Ende stand eine Gesamtzeit von 12:43:24 und ein Gesamtplatz 8 unter 121 gewerteten Männerstaffeln sowie eine 15:07:46 und Platz 12 in der Mixwertung. Eine echte Team-Leistung in jeder Hinsicht, von der Planung über das Training bis zur Organisation und Umsetzung.
Gratulation an die Teams:
Bettina Koch, Sindy Kermer, Jana Schönlebe, Duc Anh Vu Ha, Guillermo Reyes Arrocha, Holger Kratz, Thomas Voigt, Christin Jäger, Jürgen Krause, Kerstin Schumann
David Münch, Jörg Matthé, Tanja Matthé, Christoph Latzko-Fünfstück, Roberto Schumann, Juri Berthold, Max Rossbach, Johanna Dannenberg, Thomas Lenor, Tim Wiegand
(TW/RS)